4. Mai 2024

Kant würde weinen

10 000 Jahre ist es her, da ragte der Felsen Helgoland noch aus den weiten Wiesen der Doggerbank. Die Elbe floss damals bei Schottland ins Meer, bevor eine Erdwarmzeit die Gletscher der Arktis schmelzen ließ und das Land überflutete. Seither sind England und auch Helgoland Inseln, getrennt vom europäischen Kontinent. Für die Annahme, dieser Klimawandel sei menschengemacht gewesen, bestand es damals kein Anlass – kein Institut für Klimafolgenforschung, kein Hans-Joachim Schellnhuber, der die Nüchternheit aus der Wissenschaftsdebatte durch Emotion hätte ersetzen können. Und die Medien dazu hätte es auch nicht gegeben.

Heute ist das anders. Längst hat sich in alle Bereiche, die irgendwie mit den Grünen in Verbindung stehen, Panikmache eingeschlichen als probates Mittel zur Verfolgung politischer Ziele. Ob Kernkraft, Düngemittel, Freihandelsabkommen, ob Energiewende, Kohlekraftwerke, Krebsrisiken, Dieselmotoren, ob Feinstaub, CO 2, Fleischverzehr, Plastik oder Rohstoffabbau: Die Substitution des Verstandes durch emotionale Kampagnen ist an der Tagesordnung. Keiner blickt mehr zurück, wird skeptisch etwa durch Untersuchung der Frage, was eigentlich aus dem Ozonloch, dem Waldsterben, dem Rinderwahnsinn, der Vogelgrippe, dem Umkippen der Meere, dem Robbensterben und anderen vermeintlichen Katastrophen geworden ist, die uns politische Propagandisten und Medien jeweils über Monate eingehämmert haben.

„Aufklärung“, hat Immanuel Kant 1784 geschrieben, „ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“ Diesen Zustand haben wir längst verlassen. Ständig sollen wir am Nachdenken gehindert werden. Die Massenmedien, leider auch die öffentlich-rechtlichen, haben sich in den Dienst dessen gestellt, was gerade auf der emotionalen Tagesordnung steht. Nüchterne Sachargumente sind unwillkommener als der große emotionale Auftritt vor allem dann, wenn diese Aktionen vermeintliche gute Ziele mit Mitteln der Illegalität oder auch der Panikmache erreichen wollen.

Wer die Internetseiten des Bundesinstituts für Risikobewertung studiert, erfährt in nüchterner Sprache die Risiken des Lebens. Sie sind, für sich genommen, meistens extrem gering, weshalb das Lebensalter der Menschen auch zunimmt. Das passt nicht immer in parteipolitische oder ideologische Absichten. Wissenschaftler, die auf nüchterner Wissenschaftlichkeit bestehen, haben deshalb schon erleben müssen, dass man sie mit der Unterstellung irgendwelcher Abhängigkeiten oder Eigeninteressen denunziert. Viele haben deshalb schon resigniert, wissenschaftliche Beiräte sich zurückgezogen.

Diese Bundesregierung hat gegen diese Tendenzen wenig unternommen, hat sie im Gegenteil noch gestützt. Der methodischen Bekämpfung von Umweltschäden hat das nicht genutzt. Man mag sich gar nicht vorstellen, um wie viel intensiver solche Panikmache sein wird, sollten CDU und CSU eines Tages bundesweit mit den Grünen regieren. Kant würde weinen.

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