26. April 2024

Mehr Geld für die Grundschulen

Es gibt wissenschaftliche Studien, die politische Sprengkraft haben. Solche aus dem Bereich Bildungsforschung zählen dazu. So ist es nicht verwunderlich, dass die Kultusministerkonferenz mit der Veröffentlichung des neuen Bildungs-Qualitäts-Vergleichs Grundschulen bis zum letzten Werktag dieser Woche gewartet hat. Der Gedanke: Bloß kein Material mehr liefern für den laufenden Wahlkampf in Niedersachsen.

Denn Niedersachsen schneidet im Bildungsvergleich zwischen 2016 und 2011 besonders schlecht ab. Für die Schulpolitik der rot-grünen Landespolitik ist das ein einziger Offenbarungseid: Ob in Deutsch beim Lesen, beim Zuhören oder der Orthografie, oder in der Mathematik: die Veränderungen sind negativ, die Leistungen schlechter.

Erklärungen sind immer schnell zur Hand: Zum einen sei der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund gestiegen, zum anderen habe die Inklusion das Leistungsniveau in den Grundschulen nach unten gezogen. Das freilich sind alles nur Ausreden. Denn in einer ganzen Reihe von Bundesländern haben sich solche Faktoren nicht dermaßen negativ niedergeschlagen wie in Niedersachsen, obwohl sie oft viel stärker mit Migranten zu tun haben: Hamburg etwa, dessen Schulen unter dem SPD-Schulsenator Ties Rabe in ihrer Leistungsfähigkeit gar angezogen haben. Bayern, Brandenburg, Sachsen, das Saarland und auch Schleswig-Holstein schneiden ebenfalls wesentlich besser ab als Niedersachsen, nimmt man alles in allem.

Also muss es noch andere Gründe als die genannten geben. Der Hauptgrund ist die finanzielle Vernachlässigung der Grundschulen. Das betrifft das Personal: Der Grundschullehrer hat mittlerweile sehr viel mehr gesellschaftliche Reparaturarbeit an den Kindern zu leisten als jeder Gymnasiallehrer, wird aber deutlich schlechter bezahlt. Deshalb gibt es zu wenige davon. Hinzu kommt: Grundschullehrer werden von allen Seiten unter Druck gesetzt, von oben durch immer neue Vorschriften und Anforderungen (dazu zählt die ideologisch aufgepfropfte Inklusion) gegängelt, von den Eltern zugleich, die die bildungsmäßige Erziehung ihrer Kinder vernachlässigen, aber von den Grundschullehrern anschließend die Gymnasialempfehlung für die Kinder verlangen.

Hinzu kommt vor allem in „grünen“ Bildungsministerien eine ideologiebesetzte Pädagogik, die die Leistungsanforderungen klein schreibt und schon das individuelle Bemühen mit guten Noten belohnen will. Aus solchem Ansatz wird natürlich kein belastbares Wissen, auf dem sich sichere Bildung aufbauen lässt.

Wie sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Susanne Eisenmann, bei der Vorstellung der Studie? „Die Länder werden die große Stärke des Bildungsföderalismus nutzen, im Wettbewerb der Ideen voneinander zu lernen.“ Dafür hätten sie längst Zeit gehabt, es würde helfen, aber nicht reichen. Die wichtigste Lehre wäre, mehr Personal und Geld in die Grundschulen zu stecken und wieder klare Leistungsanforderungen zu setzen. Denn in den Grundschulen wird die Basis der deutschen Bildung gelegt.

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