25. April 2024

Kinderarmut und Bildung

Die Kinderarmut in Europa steigt. Das ist das Ergebnis neuer Zahlen, die das Europäische Statistikamt Eurostat vorgelegt hat. Nun ist das Armut immer auch ein politisches Thema – weshalb sich um die Definition des Begriffs viel politischer Streit rankt. Die Linken sind daran interessiert, einen möglichst großen Anteil der Bevölkerung als „arm“ bezeichnen zu können, lassen sich daran doch umfangreiche politische Forderungen knüpfen, die linkes Kernpotential sind. Eher liberale und konservative Politiker hingegen mögen den rein materiell definierten Armutsbegriff nicht, weil er zu viel außen vor lässt und dort, wo er berechtigt ist, die Ursachen der Armut nicht vollständig aufdeckt.

Was also soll man daraus lesen, dass mehr als jedes vierte Kind in Europa von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht ist und in benachteiligenden sozialen Verhältnissen heranwächst? Zunächst weisen die Zahlen auf ein ernstes Problem hin, das aus den zunehmenden sozialen Differenzen in vielen europäischen Ländern erwächst. Jene Politiker haben also Recht, die auf ein Defizit in der europäischen Sozialpolitik verweisen. Die Standards hier sind in den Mitgliedsländern der EU noch sehr uneinheitlich.

Einheitlich aber können sie nur werden, wenn man auch die Haushaltspolitik, das Steuersystem und die Wirtschaftsförderung vereinheitlicht. Davon freilich ist der politische Wille der Mitglieder der Europäischen Union meilenweit entfernt. So bleibt es in erster Linie Sache der einzelnen Regierungen, in ihren Ländern dafür zu sorgen, dass die Chancen von Kindern nicht unter materieller Knappheit vernichtet werden.

Auch in Deutschland ist da noch viel zu tun. Immerhin bleibt festzuhalten: Bildung kostet nichts, wenn Eltern da sind, die an einer Ausbildung ihrer Kinder interessiert sind und die die Kinderförder-Gelder des Staates, vom Kindergeld angefangen, auch entsprechend einsetzen. Hier freilich liegt in den bildungsfernen Schichten unserer Gesellschaft ein sehr großes Problem. Häufig sind es die Eltern, die ein Fortkommen ihrer Kinder behindern oder denen der schulische Erfolg ihres Nachwuchses schlicht egal ist, weil sie ihre eigenen Lebensverhältnisse nicht in den Griff bekommen. Da muss der Staat eingreifen, und hier haben Kitas und schulische Förderung, hier haben Sozialarbeit und effiziente Schulpolitik ihren wichtigen Platz.

Statistik allein also, Armutsdefinitionen und auch Geldtransfers helfen nicht – wenn Erziehung und Familie nicht funktionieren. Das ist noch viel zu oft der Fall. Hier kann helfen, die Eltern auf die Schulbank zu setzen und ihnen klar zu machen, wie sehr es auf sie ankommt. Fortbildung für Eltern als Teil staatlicher sozial- und Bildungspolitik.

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