18. April 2024

Die Burka – frauenverachtend

So heftig man gegenwärtig darüber debattiert, im öffentlichen Raum die Vollverschleierung von Frauen zu verbieten, so entschieden wird gleichzeitig betont, das Thema sei überbewertet. Denn zum einen handele es sich beim Tragen der Burka nicht um ein Sicherheitsrisiko, zum anderen seien Burkas in Deutschland ja kaum sichtbar.

So richtig beides ist, so wenig lässt sich die Debatte deshalb für erledigt erklären. Denn sie zeigt exemplarisch, dass man sich mit den Folgen der Globalisierung offensiv auseinandersetzen muss, die nicht nur Waren aus aller Welt nach Deutschland bringt, sondern auch Menschen von überall her. Sie kommen mit ihren politischen und kulturellen Vorstellungen und wollen sie hier auch leben.

Das ist, soweit es die Prinzipien unseres Zusammenlebens nicht tangiert, auch in Ordnung. Das Tragen einer Burka aber rührt an Grundrechte, die für unsere freiheitliche konstitutiv sind. Die Frauen verhüllen sich ja nicht freiwillig. Vielmehr wird ihnen die Vollverschleierung aufgezwungen von einer männerdominanten Gesellschaft, in der von Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht die Rede sein kann. Derart unterdrückte Frauen, die sich aus dieser Dominanz lösen wollen und ihre Schleier ablegen, werden zur Zielscheibe von religiös motivierter Selbstjustiz und erleiden oft schlimme Schicksale.

In unserem Grundgesetz heißt es im Artikel 3: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“

Auf dieser aktiven Rolle des Staates müssen wir bestehen, wenn uns unsere freiheitliche Lebensauffassung noch etwas wert ist. Von unseren Politikern darf man deshalb entschiedenen Einsatz für die in der Verfassung formulierten Grundrechte verlangen, denn an dieser Stelle kann es einen Kompromiss nicht geben. Andernfalls würde ein Erosionsprozess einsetzen, der den Staat schleichend umwandelt in ein totalitäres System, dessen Gesetzgeber nicht mehr frei gewählte Parlamente sind, sondern politische oder religiöse Diktatoren.

Zur freiheitlichen Gesellschaft gehört auch, einander mit offenem Visier gegenüberzutreten. Einem anderen ins Gesicht zu schauen ist wichtiger Teil des sozialen Versprechens, es mit dem anderen ehrlich zu meinen. Unsere Umgangssprache kennt diese Bilder: Wer einem anderem etwas „offen ins Gesicht“ sagt, versteckt sich nicht, trickst nicht herum. Wer sein Gesicht zeigt, lässt andere darin lesen, lässt sich erkennen. Das alles zählt zu den verteidigenswerten Elementen unserer offenen Gesellschaft. Deshalb ist es richtig, in Deutschland auf einem Verbot der Vollverschleierung zu bestehen.

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