29. März 2024

Die CDU: Auf nach Bayern!

Der Streit innerhalb der Christen-Union zehrt mittlerweile an ihrer Substanz. Immer mehr Wähler wenden sich ab, denn sie mögen solchen Zwist nicht, vermittelt er doch ein Signal der Orientierungslosigkeit und des Zielkonflikts des politischen Führungspersonals.

Tatsächlich liegen die beiden Schwesterparteien inhaltlich auch auseinander. Die CDU hat sich entschieden, den nationalkonservativen Rand der Republik, der für 10 Prozent der Wählerstimmen immer gut ist, nicht mehr zu bedienen. Sie hat sich weiter in die Mitte bewegt und dort politische Beschlüsse kreiert oder mitgetragen, die die ganze Republik ein Stückchen nach links verschoben haben.

Zwar wurden die einschlägigen Beschlüsse im Bundestag von der CSU immer mitgetragen. Die Partei hat freilich zugleich den „rechten Rand“ nie vergessen und die simplifizierende populistische Rhetorik stets beibehalten, die an bayerischen Stammtischen ankommt und zur Mehrheitsbildung in Bayern unerlässlich ist. Auf diese Weise hoffen die Christsozialen nicht ohne Grund, von der AfD verschont zu bleiben.

Wenn diese Taktik aber für Bayern richtig ist und funktioniert, dann ist sie für den Rest der Republik nicht falsch. Das sollte man in der CDU erkennen und den Streit mit der CSU auf klare Weise lösen: Die CDU dehnt sich auf Bayern, die CSU auf den Rest des Bundesgebietes aus. So ließe sich die Mehrheitsfähigkeit des Unions-Bündnisses wieder herstellen.

CSU-Chef Horst Seehofer glaubt nicht, dass die CDU den Mumm dazu hat. Deswegen pokert er hoch, fordert Entschuldigungen von Angela Merkel für ihre Flüchtlingspolitik des vergangenen Jahres, Zuwanderungsgrenzen für die Zukunft und allerlei Restriktionen im Umgang mit dem Islam. Nun ist es an der Zeit, dass Angela Merkel Seehofers Attacken, die sehr persönlich geworden sind, einen Schlussstrich setzt: Die CDU kann mit ihrem Marsch nach Bayern nur gewinnen.

Für die CSU gilt das nicht. Franz Josef Strauß hat schon gewusst, warum er es 1976 nach Kreuth bei der Drohung der Trennung beließ. Organisatorisch würde die bundesweite Ausdehnung die CSU überfordern, während für die CDU der Einmarsch in Bayern ein Kinderspiel wäre. Schon 1976 standen zahlreiche prominente bayerische CSU-Politiker aus Oberbayern, Franken und Schwaben zur Gründung einer weiß-blauen CDU bereit. Umgekehrt hätte die CSU auf wenige Persönlichkeiten in der Bundesrepublik zurückgreifen können, mit denen man eine außerbayerische CSU hätte starten können.

Käme die CDU nach Bayern: Das innere Lebensgefühl der CSU müsste sich massiv ändern. Sie müsste sich von der Idee trennen, dass die CSU und Bayerns Land und Kultur eine kongeniale Einheit seien. Ihre Protagonisten wären zudem gezwungen, sich dann auch im wesensfremden Preußen (was alles nördlich bayerischer Grenzen ist) zu akklimatisieren, aus bayerischer Sicht eine unverdiente Mühsal.

Mit diesem ernsthaften Beschluss der CDU also ließe sich das Ende des Zwists innerhalb der Union rasch herbeiführen: Die CDU kommt nach Bayern. Nach wenigen Minuten schon würde Horst Seehofer die Friedensfahne schwenken.

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